Allgemeines:
Im Mittelalter und weit in die Neuzeit hinein hatten die Menschen mit immer wieder auftretenden Seuchen wie Lepra und auch der Pest zu kämpfen. Bereits im Jahre 1338 nannte Graf Hugo von Montfort-Bregenz in seinem letzten Willen die Sondersiechen, was vorsichtig als Initial für den späteren Bau eines Siechenhauses (neben der Kapelle) gedeutet werden kann. Graf Hugo XII stiftete mit der Genehmigung des Abtes Heinrich vom Kloster Mehrerau die sogenannte Siechenkappelle um 1400 und dazu noch einen Friedhof. Mit dem Siechenhaus wurde die Kapelle dann auch erbaut und 1401 zu unserer lieben Frau und den heiligen Leonhard, Jodem (Jodok) und Agatha geweiht. Eine Barockisierung erfolgte in den Jahren 1744-46 durch den Bregenzer Anton Albrecht. Der Friedhof war den Siechen vorbehalten, die Kirche hingegen war auch für gesunde Menschen zugänglich. Die gesunden durften hierbei den Haupteingang benutzen, die Leprosen hingegen eine schmale Pforte an der Rückseite über welche sie zu einer Empore gelangten, was den Kontakt von Kranken und Gesunden verhinderte, zudem konnten die Gesunden die Kranken so gar nicht wahrnehmen. Als Dank für die Unterkunft und die Nahrung mussten die ‚armen Leut‘ oder ‚Kinder‘, wie sie angesprochen wurden, am Morgen und am Abend andächtig ‚ain pater noster, ain ave maria unnd ain globen‘ (Glaubensbekenntnis) beten. Hier seien noch die Kleidungsvorschriften für die Leprosen genannt, diese mussten einen langen schwarzen Mantel und einen breitkrempigen Hut tragen; zudem mussten sie eine Klapper (sogenannte ‚klaffen‘) mit sich tragen, um frühzeitig auf sich aufmerksam zu machen und somit den Kontakt zu Gesunden zu unterbinden.
Architektur:
Hierbei handelt es sich um einen einfachen Langhausbau mit Rundbogenfenstern. An der Stirnseite befindet sich ein eingezogener 5/8-Chor mit barocken Ovalfenstern. Den Dachabschluss macht ein Glockenturm mit Zwiebelhaube.
Innen ist das Langhaus zweijochig ohne Wandgliederung. Chor eingezogen auf Kreuzgratgewolbe auf Stuckkapitellen.
Altar:
Der Hochaltar ist ein barocker Viersäulenaufbau auf geschwungenem Grundriss mit verkröpftem Gebälk und Volutenaufbau aus Stuckmarmor von Abraham Bader, 1746. Anstatt, dass sich darauf ein Rundbogengemälde befindet, sehen wir ein Gnadenbild von Maria mit Kind, schwäbisch, um 1440. Bei den Altarfiguren handelt es sich um die heiligen Katharina und Margaretha aus dem 19. Jahrhundert.
Linker Seitenaltar:
In die Eckel gestellter Zweisäulenaufbau mit Holzrelief Herz Jesu, von Alois Reich im Aufsatz der heilige Antonius.
Rechter Seitenaltar:
Ebenfalls als Relief sieht man hier den heiligen Sebastian mit einem Siechen und Montforter Wappen, im Aufsatz der heilige Vitus, von Alois Reich.
Figuren:
Chorbogenkruzifix aus dem 18 Jahrhundert; rechte Langhauswand sieht man den heiligen Josef von A. Reich. Auf der Empore befinden sich zwei kerzentragende Engel, um 1830.
Heilige:
Agatha (*um 225 - †250): Die Legend sagt sie wäre eine sehr schöne, adlige, sizilianische Jungfrau gewesen, die dem Werben des Statthalters Quintianus standhielt. Daraufhin ließ Quintianus sie in ein Bordell bringen, um sie zur Unzucht zu verführen. Da dies nichts bewirkte folgten Verhöre, Folter und sadistische Qualen. Ihre Brüste wurden dabei stark verunstaltet. In der Nacht erschien ihr Petrus, der ihre Wunden heilen wollte, doch sie wies dies zurück. Tags darauf gingen die Folterungen weiter, bis ein Erdbeben das Martyrium beendete. Das Volk bedrängte Quintianus, bis dieser sie wieder in den Kerker werfen ließ, wo sie starb. Im Dom von Catania liegt eine vergoldete und mit vielen Juwelen besetzte Silberbüste, die angeblich von König Löwenherz gestiftet wurde. In Österreich, Süddeutschland und der Schweiz wird Agathenbrot, in Form kleiner Brüste, gebacken und gesegnet, es schütze vor Fieber und Krankheiten der Brust. In Ecken platzierte Krumen dieses Brotes schützen vor Feuer und Blitzschlag.
Antonius (*um 1195 - †1231): Hier kommen sowohl Antonius der Große als auch Antonius von Padua in Frage. Da Antonius von Padua als Pestheiliger genannt wird und wir uns hier in einer Siechenkapelle befinden, werden wir uns dessen Vita hier etwas widmen. In Österreich sind ihm mindestens 115 Kirchen und Kapellen geweiht. Er war sehr vertraut mit der Bibel, was ihm den Beinamen ‚Hammer der Ketzer‘ einbrachte. Auch Papst Gregor IX. nannte ihn, als er ihm zugehört hatte ‚Schatztruhe der heiligen Schrift‘. Zu seinem Wirken in Padua 1231 wird berichtet, dass zu dieser Zeit Schulden erlassen wurden, verstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, und so weiter. Sein Patronat für verlorene Sachen geht auf die Erzählung zurück, dass ein junger Mönch, des Mönchsdaseins überdrüssig, das Kloster heimlich verließ und Antonius‘ Psalter (Buch der Psalmen) mitnahm. Antonius betete und daraufhin hatte der junge Mönch Erscheinungen und brachte das Buch schnell zurück. Er wurde an einem Dienstag bestattet und da sind wohl auch schon die ersten Wunder geschehen. Bitten, die an neun Dienstagen hintereinander vorgetragen werden, sollen Aussicht auf mehr Erfolg haben. Bonaventura, selbst heiliggesprochen, meinte ‚Suchst du Wundertaten, gehe zu Antonius‘. Was beim Suchen helfen soll ist Folgendes: ‚Heiliger Antonius, du kreuzbraver Mann, führ mich dahin wo (Schlüssel, usw.) sein kann.
Jodem (Jodok) (*um 600 - †669): Er war ein bretonischer Prinz, dessen älterer Bruder einem Kloster beitrat, weswegen er sich einer Pilgergruppe anschloss, um nicht den Thron zu erben. Es wird berichtet, dass an der Stelle, an welche er die Krone zu Boden warf, eine Quelle entsprang. Später richtete er sich eine Zelle in Runiac (dem heutigen Montreuil-sur-Mer) ein. Auf dem Rückweg einer Pilgerreise aus Rom heilte er ein blindes Mädchen. Ein paar Monate nach seiner Rückkehr verstarb er.
Josef (*? - †16?): Da wir hier keinen Anhaltspunkt haben um welchen Josef es sich handelt nehmen wir aufgrund der Kleidung an, dass es sich um Jesu Vater handelt. Der Überlieferung nach war Josef bereits 80 Jahre alt als er erfuhr, dass Maria schwanger ist und wollte sich von ihr trennen, da er meinte sie ginge ihm fremd. Ein Engel klärte ihn dann auf, dass sie durch den heiligen Geist schwanger wurde und er blieb bei ihr. Nach der Geburt mussten sie wegen der Kindermorde nach Ägypten fliehen, um 4 Jahre später wieder nach Jerusalem zurückzukehren. Josef bleibt im neuen Evangelium stets leise, kein Wort von ihm ist überliefert.
Katharina (*? - †307?): Der Legende nach war Katharina die Tochter des Königs Costus von Zypern. Als sie der Kaiser heiraten wollte bemerkte sie, dass ihr der Bewerber weder in Adel, Reichtum, Weisheit noch Schönheit entsprach. Durch einen Einsiedler erfuhr sie, dass der richtige Bräuigam Jesus Christus wäre und sie ließ sich daraufhin taufen. In Alexandria war sie Zeugin eines Miltärzugs des Kaisers Maxentius. Als dieser heidnische Oper, auch von den Christen verlangte, verlangte, negierte Katharina. Daraufhin lud der Kaiser die 50 besten Philosophen ein, doch keiner bestand gegen Katharinens Argumentation und sie ließen sich allesamt taufen, wofür sie verbannt wurden. Der Kaiser hielt um ihre Hand an was sie jedoch verweigerte. Darauf ließ er sie foltern. Schließlich sollte Katharina gerädert werden, die Räder jedoch brachen und töteten die Folterer, was das Volk, die Garde und die Kaiserin auf Katharinens Seite brachte. Sie wurde enthauptet, doch aus der Wunde strömte kein Blut, sondern Milch. Engel entführten sie auf den Berg Sinai wo das Kloster des brennenden Dornbuschs fortan nach ihr benannt wurde. Am Katharinentag mussten früher alle Räder ruhen (auch das Mühlrad, das Spinnrad, das Wagenrad und später das Fahrrad).
Leonhard (*um 500 - †559?): Erzählungen zufolge stammt er aus einer fränkischen Adelsfamilie und wurde durch Erzbischof Remigius von Reims getauft und unterrichtet. Er lebte einsam im Wald Pauvin bei Limoges, predigte dort und heilte dort Krüppel und Hilfsbedürftige. Gefangene besuchte er regelmäßig und es gelang ihm auch für viele die Freilassung zu veranlassen. Eines Tages jagten der König und die Königin in diesem Wald und Leonhard hörte wie die Königin wehklagte. Sie lag in den Wehen. Die Bitten des Königs erhörend bat Leonhard am Lager der Königin und diese schenkte sodann ihrem Sohn das Leben. Reichtum hierfür lehnte Leonhard ab, er wollte lediglich soviel Grund wie er mit seinem Esel in einer Nacht umreiten konnte. Hier gründete er die Gemeinschaft von Noblat – das heutige Dorf Léonard-de-Noblat, wo ehemalige Gefangene willkommen waren und eine Handarbeit erlernten.
Margaretha (*? - †305): Sie soll die Tochter eines heidnischen Priesters gewesen sein, wurde aber von ihrer Amme zum christlichen Glauben erzogen. Als dies ihr Vater bemerkte verstieß er sie und denunzierte sie beim Stadtpräfekten. Sie wurde gefangen genommen und die Richter begehrten sie, sie verweigerte sich aber und wurde gefoltert und in Öl gekocht, überlebte die Qualen jedoch komplett gesund. Als das Volk dieses Wunders gewahr wurde bekehrte es sich und alle, mitsamt von Margaretha wurden enthauptet. Eine andere Legende erzählt, dass sie im Kerker nach Folterungen vom Teufel in Gestalt eines Drachen mehrfach heimgesucht wurde. Das Kreuzzeichen, das sie über den Teufel machte, schützte sie vor ihm und er zerbrach. Von den Folterungen erholte sie sich immer wieder, was viele im Volk dazu brachte sich taufen zu lassen. Als sie enthauptet werden sollte betete sie für ihre Verfolger und alle, die in Zukunft an sie denken werden. Sie ist eine der 14 Nothelfer und wird von Gebärenden und Verwundeten angerufen.
Sebastian (*? - †288): Er lebte zur Zeit der Christenverfolgung durch den Kaiser Diokletian und war Hauptmannn der Prätorianergard am kaiserlichen Hof. Seinen Glauben verheimlichte er. Als der Kaiser von Sebastians Glauben erfuhr, ließ er diesen an einen Baum binden und von numidischen Bogenschützen erschießen. Für tot geglaubt ließ man ihn liegen, doch Irene, die Witwe des Märtyrers Castulus pflegte ihn wieder gesund. Sebastian klagte beim Kaiser über die sinnlose und grausame Verfolgung. Auf Diokletians Befehl wurde Sebastian daraufhin zu Tode gepeitscht und in die Cloaca maxima (den größten Abwasserkanal) geworfen. Er erschien Lucina, einer Christin, im Traum und diese barg den Leichnam und bestattete ihn im Coemeterium ‚ad Catacumbas‘ an der Via Appia – heute die Katakomben des Sebastian. Sebastianspfeile trug man früher als Schutz gegen die Pest – die anfliegende Krankheit. Der Volksmund nahm an, dass die Pest durch Dämonen mittels Pfeilen hervorgerufen wurde.
Veit (*? - †um 304): Die Legende besagt, dass Veit, Sohn eines heidnischen Senators, von seiner Amme und seinem Erzieher als Kind bekehrt wurde und bereits als Kind Wunder wirkte. Aus diesem Grund wurde er von seinem Vater geschlagen und vor den Richter geführt. Er solle von Knechten geschlagen werden, doch diesen verdorrten die Arme, die wiederum durch Veits gebet geheilt wurden. Veit wurde nach Rom zum Kaiser Diokletian gerufen, dessen besessenen Sohn er heilte, doch der Kaiser wollte ihn ob seines Glaubens hinrichten, doch er uns seine Gefährten nahmen keinen Schaden von den Peinigungen (schwere Eisenplatten, heißer Ölkessel, ein Löwe wurde zahm anstatt sie zu töten, eine Folterbank wurde durch Blitze zerstört). Allein in Österreich sind 11 Orte nach Veit benannt. Er ist einer der 14 Nothelfer.